„Mein Krebs-Tattoo ist Erinnerung, Kampfansage und Seelenpflaster“
Narben-Cover können Zeichen setzen und nach einer überstandenen schweren Krankheit wieder zu Lebensmut und Selbstwertgefühl verhelfen, weiß Silke Plehn, Betreiberin der Seite Brustkrebstattoos.de.
Silke Plehn litt an Brustkrebs – überstand ihn und ging gestärkt aus der schlimmen Zeit hervor. Das drückt sie mit einer Tätowierung aus, die die unschönen Male ihrer Operation zum Teil überdeckt. Im Interview mit „Tattoo mal Frau“ erzählt sie, wie sie auf die Idee zum Narben-Tattoo kam, was es ihr bedeutet und warum sie sich im Social Web für das Thema stark macht.
Frau Plehn, Sie haben ein Tattoo auf der Brust – das hat bei Ihnen einen speziellen Grund…
Ich habe mir nach meiner Krebserkrankung ein Tattoo auf meine operierte Brust stechen lassen. Das war im Mai 2013.
Welches Motiv haben Sie sich ausgesucht?
Einen Krebs. Das war das einzige Motiv, das für mich stimmig war - und ist. Es ist ein Augenzwinkern dabei: „Da, wo ein Krebs drauf ist, war auch Krebs drin.“ Außerdem ist es provokativ - und ehrlich: Ein Krebs ist kein schönes Tier. Genauso wenig schön ist der Brustkrebs. Ich wollte keine Verniedlichung oder Ablenkung von der sehr hässlichen Krankheit. Deshalb verdeckt mein tätowierter Krebs auch nur einen Teil der Narben. Ich wollte die Tatsachen nicht komplett verstecken. Das Tattoo ist eine Erinnerung an das, was ich überwunden habe, ein symbolisches Mit-dem-Fuß-Aufstampfen und ein Signal: Ich war stärker als Du! Mein Tattoo-Krebs ist außerdem ein Wächter: Der Brustkrebs braucht nicht wieder zu kommen, sein Platz ist durch das Tattoo bereits besetzt.
Wie kamen Sie auf die Idee zu einem solchen Narben-Cover?
Die Idee zu dem Tattoo stammt ursprünglich von meinem Mann. Er meinte, dass ein Tattoo nach einer Krebserkrankung etwas Unkonventionelles sei und gut zu mir passen würde. Der Gedanke war mir zuerst völlig fremd. Ich habe aber schnell gefühlt, dass es das Richtige für mich ist. Es gab mir die Möglichkeit nach einer langen Phase des Erdulden-Müssens wieder aktiv zu bestimmen, wie mein veränderter Körper aussehen soll.
Dann hatten Sie vor dem Narben-Cover nie über das Tätowieren nachgedacht? Hatten Sie Berührungspunkte oder -ängste mit der Szene?
Stimmt, eine Tätowierung hatte ich bis dahin nie in Erwägung gezogen. Vielleicht lag das daran, dass ich kaum nähere Bekannte mit Tattoos hatte und die Tattoos, die ich im täglichen Leben bewusst wahrgenommen habe, eher von schlechter Qualität waren. Berührungsängste hatte ich aber nicht. Ich habe übrigens nicht das Gefühl, dass es noch eine in sich geschlossene „Tattoo-Szene“ gibt, sondern dass Tätowierungen immer häufiger und in allen Gesellschaftsschichten vorkommen.
Haben Sie sich vor dem Tätowieren besonders beraten lassen - beim Arzt oder in Tattoo-Studios?
Frau Plehn, Sie haben ein Tattoo auf der Brust – das hat bei Ihnen einen speziellen Grund…
Ich habe mir nach meiner Krebserkrankung ein Tattoo auf meine operierte Brust stechen lassen. Das war im Mai 2013.
Welches Motiv haben Sie sich ausgesucht?
Einen Krebs. Das war das einzige Motiv, das für mich stimmig war - und ist. Es ist ein Augenzwinkern dabei: „Da, wo ein Krebs drauf ist, war auch Krebs drin.“ Außerdem ist es provokativ - und ehrlich: Ein Krebs ist kein schönes Tier. Genauso wenig schön ist der Brustkrebs. Ich wollte keine Verniedlichung oder Ablenkung von der sehr hässlichen Krankheit. Deshalb verdeckt mein tätowierter Krebs auch nur einen Teil der Narben. Ich wollte die Tatsachen nicht komplett verstecken. Das Tattoo ist eine Erinnerung an das, was ich überwunden habe, ein symbolisches Mit-dem-Fuß-Aufstampfen und ein Signal: Ich war stärker als Du! Mein Tattoo-Krebs ist außerdem ein Wächter: Der Brustkrebs braucht nicht wieder zu kommen, sein Platz ist durch das Tattoo bereits besetzt.
Wie kamen Sie auf die Idee zu einem solchen Narben-Cover?
Die Idee zu dem Tattoo stammt ursprünglich von meinem Mann. Er meinte, dass ein Tattoo nach einer Krebserkrankung etwas Unkonventionelles sei und gut zu mir passen würde. Der Gedanke war mir zuerst völlig fremd. Ich habe aber schnell gefühlt, dass es das Richtige für mich ist. Es gab mir die Möglichkeit nach einer langen Phase des Erdulden-Müssens wieder aktiv zu bestimmen, wie mein veränderter Körper aussehen soll.
Dann hatten Sie vor dem Narben-Cover nie über das Tätowieren nachgedacht? Hatten Sie Berührungspunkte oder -ängste mit der Szene?
Stimmt, eine Tätowierung hatte ich bis dahin nie in Erwägung gezogen. Vielleicht lag das daran, dass ich kaum nähere Bekannte mit Tattoos hatte und die Tattoos, die ich im täglichen Leben bewusst wahrgenommen habe, eher von schlechter Qualität waren. Berührungsängste hatte ich aber nicht. Ich habe übrigens nicht das Gefühl, dass es noch eine in sich geschlossene „Tattoo-Szene“ gibt, sondern dass Tätowierungen immer häufiger und in allen Gesellschaftsschichten vorkommen.
Haben Sie sich vor dem Tätowieren besonders beraten lassen - beim Arzt oder in Tattoo-Studios?
Ich habe nach dem Abschluss der Bestrahlungen angefangen, im Internet nach Narben-Cover-Tattoos zu suchen, aber kaum Informationen und nur sehr wenige Beispiele gefunden. Die Aussagen dazu waren zum Teil widersprüchlich und haben mich eher verunsichert. Schließlich bin ich auf die Non-Profit-Organisation P.Ink aus den USA gestoßen, die kurz zuvor von einer Ex-Brustkrebspatientin und ihrem Schwager gegründet worden war. Auf Pinterest zeigen sie Beispiele von Mastektomie*-Tattoos und möglichen Motiven. Das war eine große Hilfe für mich. Außerdem habe ich einen Vorbesprechungstermin mit dem Tätowierer meiner Wahl vereinbart. Ärzte waren weniger hilfreich. Von ihnen habe ich eher Hinweise über die Möglichkeiten eines Brustaufbaus oder über Brustprothesen bekommen, aber keine Information über Tattoos.
* Mastektomie ist die medizinische Bezeichnung für das Entfernen der Brustdrüse. Diese Operationsmethode wird zum Beispiel bei Frauen mit bestimmten Brustkrebserkrankungen durchgeführt. Anm. der Red.
Kannte man sich in der Tattoo-Branche mit dem Thema aus oder hat das auch dort noch Seltenheitswert?
Nach meinen Erfahrungen haben einige Tätowierer zwar bereits Narben-Cover-Ups gestochen, aber nur sehr wenige Tätowierungen über Brustkrebsnarben. Die sind tatsächlich speziell: Neben der Narbensituation müssen andere Faktoren berücksichtigt werden, die eine aufwendigere Vorbereitung und möglicherweise auch mehrmaliges Tätowieren erfordern. Mehr Erfahrung haben bestimmte Tattoo-Studios auf dem Gebiet der medizinischen Brustwarzenpigmentierung*. Dafür gibt es speziell geschulte Kräfte in Deutschland. Das können Chirurgen mit Zusatzausbildung, Kosmetikerinnen oder Tätowierer sein.
* Bei der Brustwarzenpigmentierung oder Brustwarzenrekonstruktion werden die bei der Krebsoperation entfernten Brustwarzen photorealistisch auftätowiert. Das sorgt für ein natürlicheres Erscheinungsbild und kann Patientinnen wieder mehr Wohlbefinden geben. Anm. der Red.
Bei dem Mangel an Experten – wie haben Sie einen erfahrenen Tätowierer gefunden?
Das war fast Zufall: Kurz vor meiner Erkrankung hat sich der damalige Freund meiner Tochter bei Inka-Tattoo in Flensburg ein großes Rücken-Tattoo stechen lassen. Darüber bin ich mit dem Tätowierer Daniel Hoffmann in Kontakt gekommen. Wir haben vor dem Narben-Cover mehrmals ausführlich miteinander gesprochen: Er hat mich nach dem Alter der Narbe, dem Heilungsverlauf, nach möglicherweise vorhanden Problemen mit den Lymphen und nach Medikamenten gefragt, die ich noch einnehme. Außerdem hat er sich den Zustand der Narbe angesehen, um abzuklären, ob eine Tätowierung grundsätzlich möglich und der Zeitpunkt angemessen ist. Bei mir gab es glücklicherweise keine Bedenken. Wir haben dann über meinen Motivwunsch, die Größe, Platzierung und farbliche Gestaltung des Tattoos gesprochen. Während eines weiteren Termins ist mein persönliches, von Daniel gezeichnetes Krebs-Motiv entstanden. Nach dem Tätowieren habe ich von ihm viele Ratschläge zur Pflege des Tattoos bekommen, damit es gut abheilen kann und sich nicht infiziert. Das stand alles außerdem noch mal in einem Faltblatt, das ich mit auf den Weg bekommen habe.
Für wen kommen Narben-Cover noch in Frage - außer für Brustkrebs-Patientinnen?
Narbenüberdeckende Tattoos können allgemein für Menschen, die unter entstellenden Narben leiden oder die durch ihre Narben an traumatische Erlebnisse erinnert werden, eine große Hilfe sein. Dazu zählen zum Beispiel Verbrennungsnarben, Narben nach Unfällen, Narben durch Gewalteinwirkung, Ritznarben, Operationsnarben aller Art, wie nach einem Kaiserschnitt, aber auch störende Dehnungsstreifen.
Das Tätowieren birgt gewisse Risiken, auch für die Gesundheit - Infektionen und Allergien zum Beispiel. Haben Sie sich darüber vor Ihrem Narben-Cover Gedanken gemacht?
Ja, mir war bewusst, dass bei mir sowohl ein Allergie-Restrisiko als auch die Gefahr einer Fremdkörperreaktion – das Einkapseln und spätere Abstoßen der Farbpigmente - besteht. Aber ich habe die Risiken nicht höher eingeschätzt als bei Komplikationen, die auch in anderen Lebensbereichen auftreten können. Allergierisiken zum Beispiel begegnen uns im Alltag überall, von Kontaktallergien über Allergien auf Medikamente und Konservierungsstoffe bis zu Nahrungsmittelallergien. Da ich eine Nickel- und Chromatunverträglichkeit habe, habe ich mich bei meinem Tätowierer und im Internet über die Inhaltsstoffe der Tätowierfarben schlau gemacht. Die müssen in Deutschland den Bestimmungen der Tätowiermittelverordnung entsprechen und sind dann einigermaßen sicher. Das Infektionsrisiko ist in einem Tattoo-Studio, das die Hygienestandards einhält, zudem minimal. Bei der Pflege des Tattoos sollte man sich bis zur vollständigen Abheilung an die Ratschläge des Fachmanns halten. Bei mir ist die Wundheilung ohne Probleme verlaufen.
Gibt es Fälle, in denen sich Brustkrebs-Überlebende lieber nicht stechen lassen sollten?
* Mastektomie ist die medizinische Bezeichnung für das Entfernen der Brustdrüse. Diese Operationsmethode wird zum Beispiel bei Frauen mit bestimmten Brustkrebserkrankungen durchgeführt. Anm. der Red.
Kannte man sich in der Tattoo-Branche mit dem Thema aus oder hat das auch dort noch Seltenheitswert?
Nach meinen Erfahrungen haben einige Tätowierer zwar bereits Narben-Cover-Ups gestochen, aber nur sehr wenige Tätowierungen über Brustkrebsnarben. Die sind tatsächlich speziell: Neben der Narbensituation müssen andere Faktoren berücksichtigt werden, die eine aufwendigere Vorbereitung und möglicherweise auch mehrmaliges Tätowieren erfordern. Mehr Erfahrung haben bestimmte Tattoo-Studios auf dem Gebiet der medizinischen Brustwarzenpigmentierung*. Dafür gibt es speziell geschulte Kräfte in Deutschland. Das können Chirurgen mit Zusatzausbildung, Kosmetikerinnen oder Tätowierer sein.
* Bei der Brustwarzenpigmentierung oder Brustwarzenrekonstruktion werden die bei der Krebsoperation entfernten Brustwarzen photorealistisch auftätowiert. Das sorgt für ein natürlicheres Erscheinungsbild und kann Patientinnen wieder mehr Wohlbefinden geben. Anm. der Red.
Bei dem Mangel an Experten – wie haben Sie einen erfahrenen Tätowierer gefunden?
Das war fast Zufall: Kurz vor meiner Erkrankung hat sich der damalige Freund meiner Tochter bei Inka-Tattoo in Flensburg ein großes Rücken-Tattoo stechen lassen. Darüber bin ich mit dem Tätowierer Daniel Hoffmann in Kontakt gekommen. Wir haben vor dem Narben-Cover mehrmals ausführlich miteinander gesprochen: Er hat mich nach dem Alter der Narbe, dem Heilungsverlauf, nach möglicherweise vorhanden Problemen mit den Lymphen und nach Medikamenten gefragt, die ich noch einnehme. Außerdem hat er sich den Zustand der Narbe angesehen, um abzuklären, ob eine Tätowierung grundsätzlich möglich und der Zeitpunkt angemessen ist. Bei mir gab es glücklicherweise keine Bedenken. Wir haben dann über meinen Motivwunsch, die Größe, Platzierung und farbliche Gestaltung des Tattoos gesprochen. Während eines weiteren Termins ist mein persönliches, von Daniel gezeichnetes Krebs-Motiv entstanden. Nach dem Tätowieren habe ich von ihm viele Ratschläge zur Pflege des Tattoos bekommen, damit es gut abheilen kann und sich nicht infiziert. Das stand alles außerdem noch mal in einem Faltblatt, das ich mit auf den Weg bekommen habe.
Für wen kommen Narben-Cover noch in Frage - außer für Brustkrebs-Patientinnen?
Narbenüberdeckende Tattoos können allgemein für Menschen, die unter entstellenden Narben leiden oder die durch ihre Narben an traumatische Erlebnisse erinnert werden, eine große Hilfe sein. Dazu zählen zum Beispiel Verbrennungsnarben, Narben nach Unfällen, Narben durch Gewalteinwirkung, Ritznarben, Operationsnarben aller Art, wie nach einem Kaiserschnitt, aber auch störende Dehnungsstreifen.
Das Tätowieren birgt gewisse Risiken, auch für die Gesundheit - Infektionen und Allergien zum Beispiel. Haben Sie sich darüber vor Ihrem Narben-Cover Gedanken gemacht?
Ja, mir war bewusst, dass bei mir sowohl ein Allergie-Restrisiko als auch die Gefahr einer Fremdkörperreaktion – das Einkapseln und spätere Abstoßen der Farbpigmente - besteht. Aber ich habe die Risiken nicht höher eingeschätzt als bei Komplikationen, die auch in anderen Lebensbereichen auftreten können. Allergierisiken zum Beispiel begegnen uns im Alltag überall, von Kontaktallergien über Allergien auf Medikamente und Konservierungsstoffe bis zu Nahrungsmittelallergien. Da ich eine Nickel- und Chromatunverträglichkeit habe, habe ich mich bei meinem Tätowierer und im Internet über die Inhaltsstoffe der Tätowierfarben schlau gemacht. Die müssen in Deutschland den Bestimmungen der Tätowiermittelverordnung entsprechen und sind dann einigermaßen sicher. Das Infektionsrisiko ist in einem Tattoo-Studio, das die Hygienestandards einhält, zudem minimal. Bei der Pflege des Tattoos sollte man sich bis zur vollständigen Abheilung an die Ratschläge des Fachmanns halten. Bei mir ist die Wundheilung ohne Probleme verlaufen.
Gibt es Fälle, in denen sich Brustkrebs-Überlebende lieber nicht stechen lassen sollten?
Frauen, denen bei ihrer Brustkrebsoperation Lymphknoten entfernt werden mussten und die danach ein Lymphödem entwickelt haben, sollten sich kein Tattoo in diesem Bereich stechen lassen. Bei sehr dünner, eventuell auch transplantierter Haut an der Brust, muss zumindest gemeinsam mit dem behandelnden Arzt entschieden werden, ob eine Tätowierung möglich ist. Das gilt auch für den Fall, dass Implantate nur durch eine sehr dünne Hautschicht überdeckt werden, denn die Tätowiernadel bringt die Farbe in die Lederhaut in etwa anderthalb Millimeter Tiefe ein. Generell gilt, dass Menschen mit einem geschwächten Immunsystem auf Tätowierungen verzichten sollten, da das Infektionsrisiko erhöht ist und die Wundheilung verzögert sein kann. Laut einer Empfehlung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) sollten auch Personen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen oder eine immunsuppressive Therapie* benötigen, auf Tattoos verzichten. Patienten mit Vorerkrankungen des Herzens, Diabetes oder Blutgerinnungsstörungen müssen ebenfalls sorgfältig mit ihrem Arzt abwägen, ob eine Tätowierung möglich ist. Schwangere sollten sich grundsätzlich nicht tätowieren lassen.
* Bei bestimmten Erkrankungen oder nach Organ- und Gewebetransplantationen ist es notwendig, das Immunsystem des Körpers durch Medikamente gezielt zu schwächen und zu unterdrücken. Das macht den Menschen anfälliger für Krankheiten aller Art. Anm. der Red.
Bei Ihnen ging zum Glück alles gut. Was hat das Krebs-Tattoo bei Ihnen bewirkt, was bedeutet es Ihnen persönlich?
Mein Tattoo hat mir geholfen, mit meiner Brustkrebserkrankung abzuschließen. Es war für mich die Möglichkeit, selbst wieder aktiv zu sein: Ich wollte nicht, dass der Krebs das letzte Zeichen, die Narbe, setzt. Das Tattoo war und ist ein Seelenpflaster. Gleichzeitig erinnert es mich täglich daran, dass ich diese Zeit überwunden habe, dass ich trotz oder gerade wegen des Schocks über die Diagnose, wegen der Behandlungen, der Ängste, Sorgen und Einschränkungen gestärkt aus dieser Lebenskrise hervorgegangen bin. Insofern hat mein Brustkrebs-Tattoo nicht nur die Narbe verschönt, sondern auch mein Selbstwertgefühl gestärkt. Es hat mir noch dazu die Idee und Energie gegeben, anderen Frauen, die sich in der gleichen Situation befinden, eine Hilfe zu sein. Das macht mich glücklich.
Sind Sie deshalb auf die Idee gekommen, eine Facebook-Seite und eine Homepage zum Thema Brustkrebstattoos zu erstellen?
Ja. Ich habe selbst die Initiative ergriffen, weil ich nach meiner OP kaum und nur unzureichende Informationen über die Möglichkeit einer Tätowierung nach einer Brustkrebserkrankung gefunden habe. Daher möchte ich es anderen Frauen leichter machen. Auf meiner Homepage finden sich viele Fotos von Mastektomie-Tattoos mit Motivbeispielen. Außerdem gibt es eine Suchfunktion: Dort kann man über die Postleitzahl nach Tattoo-Studios suchen. Die Liste möchte ich stetig um versierte Tätowierer erweitern, die ein Herz für die ganz besondere Situation der Frauen haben. Ich bin immer für Feedback dankbar: Welche Erfahrungen haben Frauen in einem Tattoo-Studio gemacht? In den FAQs der Brustkrebstattoos-Seite beantworte ich die wichtigsten Fragen rund um die Narben- Tattoos. Ich stelle die Infos ausserdem auf den Plattformen Pinterest, Facebook und Instagram zur Verfügung.
* Bei bestimmten Erkrankungen oder nach Organ- und Gewebetransplantationen ist es notwendig, das Immunsystem des Körpers durch Medikamente gezielt zu schwächen und zu unterdrücken. Das macht den Menschen anfälliger für Krankheiten aller Art. Anm. der Red.
Bei Ihnen ging zum Glück alles gut. Was hat das Krebs-Tattoo bei Ihnen bewirkt, was bedeutet es Ihnen persönlich?
Mein Tattoo hat mir geholfen, mit meiner Brustkrebserkrankung abzuschließen. Es war für mich die Möglichkeit, selbst wieder aktiv zu sein: Ich wollte nicht, dass der Krebs das letzte Zeichen, die Narbe, setzt. Das Tattoo war und ist ein Seelenpflaster. Gleichzeitig erinnert es mich täglich daran, dass ich diese Zeit überwunden habe, dass ich trotz oder gerade wegen des Schocks über die Diagnose, wegen der Behandlungen, der Ängste, Sorgen und Einschränkungen gestärkt aus dieser Lebenskrise hervorgegangen bin. Insofern hat mein Brustkrebs-Tattoo nicht nur die Narbe verschönt, sondern auch mein Selbstwertgefühl gestärkt. Es hat mir noch dazu die Idee und Energie gegeben, anderen Frauen, die sich in der gleichen Situation befinden, eine Hilfe zu sein. Das macht mich glücklich.
Sind Sie deshalb auf die Idee gekommen, eine Facebook-Seite und eine Homepage zum Thema Brustkrebstattoos zu erstellen?
Ja. Ich habe selbst die Initiative ergriffen, weil ich nach meiner OP kaum und nur unzureichende Informationen über die Möglichkeit einer Tätowierung nach einer Brustkrebserkrankung gefunden habe. Daher möchte ich es anderen Frauen leichter machen. Auf meiner Homepage finden sich viele Fotos von Mastektomie-Tattoos mit Motivbeispielen. Außerdem gibt es eine Suchfunktion: Dort kann man über die Postleitzahl nach Tattoo-Studios suchen. Die Liste möchte ich stetig um versierte Tätowierer erweitern, die ein Herz für die ganz besondere Situation der Frauen haben. Ich bin immer für Feedback dankbar: Welche Erfahrungen haben Frauen in einem Tattoo-Studio gemacht? In den FAQs der Brustkrebstattoos-Seite beantworte ich die wichtigsten Fragen rund um die Narben- Tattoos. Ich stelle die Infos ausserdem auf den Plattformen Pinterest, Facebook und Instagram zur Verfügung.
Nach einem traumatischen Erlebnis wie Brustkrebs sollen Frauen entscheiden, wie ihr Körper aussehen soll. Darum rufe ich den Brustkrebs-Tattoo-Tag ins Leben.
Welche Fragen stellen Ihnen die Frauen über die Social-Media-Kanäle? Und wie fühlen sie sich mit dem Narben-Cover?
Die Frauen möchten überwiegend etwas über Mastektomie-Narben-Cover, Brustwarzenpigmentierung oder Tattoos im Brustbereich wissen, die von den Narben ablenken. Es besteht außerdem Bedarf beim Covern von Narben, die Folge einer Brustrekonstruktion durch Eigengewebe sind. Dabei entstehen nämlich große Narben auf dem Bauch oder entlang der seitlichen Rückenmuskeln. In einigen Fällen sollen auch die Narben der vielen Operationen verdeckt werden, die nötig sind, um die Brust mit Silikonimplantaten wieder aufzubauen. Besonders tragisch finde ich Fälle, in denen die Implantate nach Komplikationen, zum Beispiel weil das Material abgestoßen wird, wieder entfernt werden müssen. Alle Frauen möchten sich wieder ohne Scham im Spiegel anschauen können und sich in ihrem Körper wohlfühlen. Die Brustkrebsüberlebenden, die sich ein Tattoo haben stechen lassen und mir schreiben, sind unglaublich glücklich und stolz, dass sie diesen Schritt gewagt haben. Viele berichten von dem Moment, als sie das fertige Tattoo zum ersten Mal im Spiegel sehen konnten: Ihnen fällt eine Last von der Seele, die Tränen kullern, große Emotionen kommen hoch. Ich kann mich selbst noch genau an diesen Moment erinnern: Man fühlt sich endlich wieder ganz. Die Bedenken, was andere Leute dazu sagen, ob die Schmerzen beim Tätowieren auszuhalten sind – das alles spielt auf einmal gar keine Rolle mehr.
Neben Ihrer Hilfe übers Internet planen Sie für Brustkrebs-Patientinnen im Oktober eine spezielle Aktion...
Ich mache mir den P.Ink Day der amerikanischen Organisation P.Ink zum Vorbild und rufe am 15. und 16. Oktober in Deutschland einen Brustkrebs-Tattoo-Tag ins Leben. In bisher fünf Tattoo-Studios, davon eines in Österreich, ermöglichen erfahrene Tätowierer jeweils einer Frau ein Cover-Up für ihre Brustkrebsnarben - kostenlos. Der Service beinhaltet selbstverständlich ein beratendes Vorgespräch, um gemeinsam zu klären, ob und wie die persönlichen Vorstellungen realisiert werden können. Ich hoffe, dass die fünf Teilnehmerinnen ihre Wunschtätowierung bekommen. Ich hoffe auch, dass Brustkrebs-Tattoos durch die Aktion allgemein bekannter werden. Frauen sollten nach so einem traumatischen Lebensereignis wie es Brustkrebs ist, entscheiden, wie ihr Körper aussehen soll. Das geht aber nur, wenn sie alle Möglichkeiten kennen. Dafür setze ich mich mit Herzblut und Engagement ein.
Die Frauen möchten überwiegend etwas über Mastektomie-Narben-Cover, Brustwarzenpigmentierung oder Tattoos im Brustbereich wissen, die von den Narben ablenken. Es besteht außerdem Bedarf beim Covern von Narben, die Folge einer Brustrekonstruktion durch Eigengewebe sind. Dabei entstehen nämlich große Narben auf dem Bauch oder entlang der seitlichen Rückenmuskeln. In einigen Fällen sollen auch die Narben der vielen Operationen verdeckt werden, die nötig sind, um die Brust mit Silikonimplantaten wieder aufzubauen. Besonders tragisch finde ich Fälle, in denen die Implantate nach Komplikationen, zum Beispiel weil das Material abgestoßen wird, wieder entfernt werden müssen. Alle Frauen möchten sich wieder ohne Scham im Spiegel anschauen können und sich in ihrem Körper wohlfühlen. Die Brustkrebsüberlebenden, die sich ein Tattoo haben stechen lassen und mir schreiben, sind unglaublich glücklich und stolz, dass sie diesen Schritt gewagt haben. Viele berichten von dem Moment, als sie das fertige Tattoo zum ersten Mal im Spiegel sehen konnten: Ihnen fällt eine Last von der Seele, die Tränen kullern, große Emotionen kommen hoch. Ich kann mich selbst noch genau an diesen Moment erinnern: Man fühlt sich endlich wieder ganz. Die Bedenken, was andere Leute dazu sagen, ob die Schmerzen beim Tätowieren auszuhalten sind – das alles spielt auf einmal gar keine Rolle mehr.
Neben Ihrer Hilfe übers Internet planen Sie für Brustkrebs-Patientinnen im Oktober eine spezielle Aktion...
Ich mache mir den P.Ink Day der amerikanischen Organisation P.Ink zum Vorbild und rufe am 15. und 16. Oktober in Deutschland einen Brustkrebs-Tattoo-Tag ins Leben. In bisher fünf Tattoo-Studios, davon eines in Österreich, ermöglichen erfahrene Tätowierer jeweils einer Frau ein Cover-Up für ihre Brustkrebsnarben - kostenlos. Der Service beinhaltet selbstverständlich ein beratendes Vorgespräch, um gemeinsam zu klären, ob und wie die persönlichen Vorstellungen realisiert werden können. Ich hoffe, dass die fünf Teilnehmerinnen ihre Wunschtätowierung bekommen. Ich hoffe auch, dass Brustkrebs-Tattoos durch die Aktion allgemein bekannter werden. Frauen sollten nach so einem traumatischen Lebensereignis wie es Brustkrebs ist, entscheiden, wie ihr Körper aussehen soll. Das geht aber nur, wenn sie alle Möglichkeiten kennen. Dafür setze ich mich mit Herzblut und Engagement ein.